2.500 Euro als Hilfe zur Selbsthilfe
Übergabe der Spende (v. l.) Martin Praml, Jonas Praml, Hanna Bäuerle, Felix Praml, Harald Praml
PRAML und CITYWATT spenden für Ausflüge für ukrainische Kinder und Jugendliche
Von einen Tag auf den anderen haben zahlreiche Ukrainer:innen ihr Zuhause verloren und mussten sich auf unbestimmte Zeit von Freund:innen und Familienmitgliedern verabschieden. Viele von ihnen haben traumatische Erlebnisse im Krieg und auch auf der Flucht vor dem Krieg erfahren. Ihnen will Hanna Bäuerle (25) mit einem Team aus Ehrenamtlichen in Passau eine Starthilfe zur Integration geben. Das Projekt ist auf Spenden angewiesen.
Projekt als Integrations-Booster
Die Passauer Jura-Studentin Hanna Bäuerle hat das Projekt „Ausflüge für ukrainische Kinder und Jugendliche“ im Frühjahr privat gegründet. Mit dem Caritasverband für die Diözese Passau e. V. hat sie dann einen Träger gefunden: „Die Caritas war sofort von meiner Idee begeistert. Wir arbeiten dort mit den Koordinatorinnen für ehrenamtliche Helfer und Migration zusammen“, erläutert sie. Ziel des Projekts ist, dass geflüchtete Ukrainer:innen bei acht gemeinsamen Unternehmungen die deutsche Sprache und Kultur sowie die Passauer Umgebung spielerisch kennenlernen. „Wir möchten den Kindern und Müttern gerade in dieser schwierigen Zeit einen Raum zum Abschalten und gleichzeitig die Möglichkeit zu einem Austausch mit Gleichaltrigen bieten. Sie sollen wissen, dass sie mit ihrem Schicksal und ihren Fluchterfahrungen nicht allein sind“, betont Hanna Bäuerle.
Schnelle Unterstützung von der PRAML Group
Harald und Martin Praml, Geschäftsführer der PRAML Group in Ruderting, haben bereits über mehrere Organisationen und Privatpersonen, wie beispielsweise „Herzensangelegenheiten Passau hilft“, die Sammelstelle der Universität Passau und die Passauer Schneiderei der Ukrainerin Halyna Lane, Menschen aus und in der Ukraine unterstützt. Nach der Spende an „Passau für die Ukraine“ hat Jura-Studentin und Organisatorin der Hilfstransporte, Eva van de Pavert, Harald Praml auf die Aktion „Ausflüge für ukrainische Kinder und Jugendliche“ aufmerksam gemacht. Die beiden Brüder zögerten nicht und unterstützten das Projekt von Hanna Bäuerle mit einer Spende über 2.500 Euro von PRAML und Schwesterunternehmen CITYWATT.
Mit einer Videobotschaft bedankt sich Hanna Bäuerle: „Ich möchte mich ganz herzlich im Namen des ganzen Projektes bei PRAML und CITYWATT für die sehr, sehr großzügige Spende bedanken. Wir werden die komplette Spende für unsere Bus- und sonstigen Transportkosten einsetzen. Letztes Wochenende ging es schon ins Deutsche Museum nach München. Der Ausflug war ein voller Erfolg, der 50-Sitzer komplett besetzt und das Feedback überwältigend! Vielen, vielen herzlichen Dank!“
Dieser Einsatz der Spende passt zur Praml Group, denn die Firmen wollen ebenso mit ihren ganzheitlichen Konzepten eine Verbesserung für die Menschen in nächster Nähe erreichen und etwas von ihrem Erfolg zurückgeben. Mit ihren Projekten in der Energie- und Gebäudetechnik treiben die Geschäftsführer die Energiewende und mit CITYWATT insbesondere die Mobilitätswende für mehr Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern voran.
Ehrenamt gegen das Ohnmachtsgefühl
Die Württembergerin hat das Projekt aufgrund des russischen Angriffskrieges nach ihrem schriftlichen Examen im März dieses Jahres gestartet: „Bei einer Krise nach der anderen fühle ich mich oft ohnmächtig. Ich will nicht nur reden, sondern wirklich etwas bewegen, mich aktiv für meine Mitmenschen einsetzen und anpacken. Demonstrationen sind wichtig in einer Demokratie, jedoch fühle ich mich nach einer Demonstration oft noch ohnmächtiger. Durch das Projekt habe ich das Gefühl, zumindest im Kleinen eine Verbesserung zu schaffen“, erklärt die Studentin und ergänzt: „Die ukrainischen Familien haben ihr Zuhause verloren und mussten fliehen. Hier in Passau haben sie eine neue Bleibe gefunden. Das Angebot für die Deckung von Grundbedürfnissen in Passau ist mit der Einrichtung einer speziellen Kleiderkammer schon recht gut. Bei meiner Recherche ist mir aufgefallen, dass es bereits viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung für kleine Kinder gab, aber weniger Optionen für größere Kinder und Jugendliche. Es fehlte ein kostenloses Angebot, wo Kinder, Jugendliche, Eltern und Großeltern zusammenkommen können, sich in angenehmer Atmosphäre austauschen können und sich für ein paar Stunden keine Sorgen machen müssen. Mit den Ausflügen kann ich sie beim Ankommen und Integrieren in Passau unterstützen. Ich sehe die große Notwendigkeit der Hilfsangebote und mit meinen Russischkenntnissen und meiner Erfahrung in der Kinder- und Jugendarbeit kann ich mich gut einbringen.“ Sie erzählt uns, dass sie in zwei Praktika in Moskau, in zwei Auslandssemestern in Krasnojarsk und im Rahmen eines internationalen Jugendfreiwilligendienstes in einer Tageseinrichtung für Kinder und junge Erwachsene mit Behinderung in Togliatti russisch gelernt hat.
Hut ab vor diesem Engagement
Wer Hanna Bäuerle zuhört, merkt schnell, dass sie mit viel Herzblut und größter Motivation das Projekt leitet und für viele Glücksmomente bei den Familien sorgt. Auch Martin und Harald Praml sind sich einig: „Das ehrenamtliche Engagement und der vorbildliche Einsatz von Frau Bäuerle verdienen höchste Anerkennung und größten Respekt.“ Im Kernteam wird die Studentin von zwei Kommilitonen unterstützt. „Insgesamt besteht der Helferkreis aus 35 ehrenamtlichen Helfern. Das klingt zunächst viel, ist aber trotzdem eine große organisatorische Herausforderung. Krankheits- und urlaubsbedingt kommt es immer wieder zu Ausfällen. Dazu kommt, dass sich viele Studierende nicht fest binden wollen“, fügt Hanna Bäuerle hinzu. „Mir gibt das Projekt so viel zurück! Das Schönste ist für mich, wenn mich die Kinder am Ende der Ausflüge glücklich und ausgepowert umarmen, sich für den Ausflug bedanken, nach dem nächsten Treffen fragen und sich mit ‚Bis zum nächsten Mal‘ verabschieden“, erzählt sie begeistert.
In Deutschland engagieren sich neben der Studentin und ihren Helfern ca. 31 Millionen Menschen ehrenamtlich in ihrer Freizeit und stärken mit ihrem Beitrag den gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie die Zukunftsgestaltung des Gemeinwesens. Ohne diesen tatkräftigen Einsatz wären wir, nicht nur in Passau, um eine Vielzahl von Angeboten und Einrichtungen ärmer.
Kindern glückliche Stunden schenken
Das Projekt hat Mitte Mai mit einem Picknick und Spielen am Ilzspielplatz erfolgreich begonnen. „Wir hätten nicht mit einem so großem Interesse gerechnet. Beim ersten Ausflug waren 75 Teilnehmer:innen dabei“, freut sich Hanna Bäuerle. Eine Woche später folgte eine Stadtralley in fünf Teams durch Passau. „Da die Finanzierung noch nicht endgültig geklärt war und wir auf Spenden angewiesen sind, haben wir die ersten beiden Ausflüge so kostengünstig wie möglich geplant“, ergänzt die Organisatorin. Anfang Juni ging es dann mit einem Bus ins Deutsche Museum nach München gefolgt von einem Picknick zum Austausch an der Isar.
Die acht Ausflüge finden von Mai bis August statt, da das Projekt nur eine Starthilfe sein soll, wie die Initiatorin erklärt: „Die Ausflüge sind bewusst zeitlich begrenzt. Wir sind ein Integrations-Booster und unser Motto ist Hilfe zur Selbsthilfe. Eine Bubble wollen wir auf jeden Fall vermeiden.“
Für jeden Ausflug wird eine deutsch-ukrainische Wörterliste mit Bildern zu jedem Wort erstellt. Diese Liste bekommen die Familien eine Woche vor dem Ausflug. „So können wir die Wörter bei Ausflügen gezielt einsetzen. Gesprochen wird in der Regel eine Mischung aus deutsch, ukrainisch und russisch“, sagt Hanna Bäuerle. Unterstützt werden die ehrenamtlichen Helfer dabei von zwei ukrainischen Deutschlehrerinnen, die nach Passau geflüchtet sind, und von ukrainischen Erzieherinnen.
Geplant ist für die weiteren Ausflüge eine Schauspielführung mit dem Stadtfuchs auf der Burg Neuburg, eine Wanderung zum Lusen mit einem Besuch im Freilichtmuseum Finsterau, ein Besuch des Wildtierparks in Ortenburg und ein Treffen am Ilzstausee. Ein gemeinsames Lagerfeuer mit Verabschiedung ist der Inhalt des letzten Zusammenkommens im August.
Die Kommunikation mit den Familien läuft über eine Whatsappgruppe, in welcher sich mittlerweile über 100 ukrainische Mütter befinden. In der Kleiderkammer der Universität Passau, bei speziellen Aufführungen für geflüchtete Kinder im Cineplex Passau und auf Telegram wurde das Projekt und die Gruppe mit Plakaten beworben. Das hat sich herumgesprochen! Die Nachfrage ist sehr groß. Eine Anmeldung zu den Ausflügen ist erforderlich. Die Teilnahme möglichst vieler ukrainischer Kinder hat Priorität. Wenn noch Plätze frei sind, dürfen auch Mütter und Großmütter mitfahren.
Projekt auf weitere Spenden und Helfer:innen angewiesen
Neben PRAML und CITYWATT sind bereits einige Passauer auf die Ausflüge aufmerksam geworden und unterstützen. So hat das Café Greindl Kuchen vom Vortag, das Café und Bistro Hofbräu’s Einspruch Getränke und Eis und eine Privatperson Wurst- und Käsesemmeln für die Ausflüge gesponsert. Das Team hofft nun nicht nur auf neue Helfer:innen, die bestenfalls ukrainisch oder russisch sprechen, sondern vor allem auch auf weitere Geldspenden, um die weiteren Ausflüge finanzieren zu können. Eine Spendenbestätigung wird automatisch ausgestellt. Gelder, die nach Projektabschluss noch vorhanden sind, fließen in den allgemeinen Ukraine-Fond des Caritasverbands Passau und kommen weiterhin den Kindern zugute.
Spendenkonto:
Kontoinhaber: Caritasverband für die Diözese Passau e. V.
IBAN: DE16 7405 0000 0000 0012 30
BIC: BYLADEM1PAS
Betreff: Ukrainische Kinder (Bitte unbedingt angeben!)
Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier: ausfluegepassau@gmx.de
Fotos: Kinderausflüge Passau